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Interview mit Group Sustainability Officer

Wie geht klimaneutral?

Im April dieses Jahres ist der erste Nachhaltigkeitsbericht von CHG-MERIDIAN erschienen. Darin zeigt das Unternehmen transparent auf, welche Maßnahmen es bereits ergriffen und welche ambitionierten Zieles sich für die Zukunft gesteckt hat. Eines davon lautet: Klimaneutralität ab 2021. Wie das erreicht werden kann und was dazu notwendig ist, erklärt Matthias Steybe, Group Sustainability Officer (GSO) der Gruppe, im Interview.

Herr Steybe, klimabezogene Themen gewinnen ja immer mehr an Bedeutung – erst vor kurzem forderte US-Präsident Joe Biden bei einem eigenen Klimagipfel ambitioniertere Klimaziele ein und auch die EU passte ihre Ziele im April nochmal deutlich an. Was bedeutet diese Entwicklung für CHG-MERIDIAN?

In der Tat steht das Thema in Politik und Wirtschaft ganz oben auf der Agenda, gleich nach COVID-19. Unternehmen haben einen Handlungsbedarf erkannt und setzen sich aktiv mit ihrem Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung auseinander – auch, aber nicht nur, wegen den immer strengeren Gesetzen und Vorgaben der Politik. Auch wir bei CHG-MERIDIAN haben das getan und vor dem Hintergrund beschlossen, bereits ab diesem Jahr klimaneutral zu wirtschaften.

Sie haben die politischen Vorgaben genannt. Was sind darüber hinaus die Beweggründe hinter dieser Entscheidung?

Nun, allem voran haben wir als Unternehmen eine Verantwortung gegenüber unseren Stakeholdern, also insbesondere Finanzierungspartner:innen, Anteilseigner:innen, unseren Mitarbeiter:innen sowie Kund:innen und der Öffentlichkeit. Dazu gehört, dass wir als Unternehmen einen positiven Beitrag leisten und eben nicht auf Kosten anderer oder der Umwelt wirtschaften. So geht es im Übrigen vielen unserer Kund:innen, die sich entlang ihrer Lieferkette mit identischen Themen befassen. In dem Zusammenhang sind natürlich auch wir in unserer Rolle als Lieferant gefordert.

Group Sustainability Officer Matthias Steybe
Matthias Steybe ist seit 2020 Group Sustainability Officer (GSO) bei der CHG-MERIDIAN-Gruppe.

Wo steht CHG-MERIDIAN denn beim Thema Klimaschutz? Ganz am Anfang?

Nein, ganz im Gegenteil: Wir haben bereits viel getan, um unsere CO₂-Emissionen zu verringern. Zum Beispiel bezieht CHG-MERIDIAN an allen Niederlassungen der DACH-Region ausschließlich Ökostrom und unterhält seit 2017 eine eigene Photovoltaikanlage auf dem Dach unserer Firmenzentrale in Weingarten. Darüber hinaus haben wir im Jahr 2020 erstmals unseren Corporate Carbon Footprint (CCF), also unseren CO₂-Fußabdruck, für die gesamte DACH-Region ermittelt. Diesen weiten wir jetzt aus und berechnen im nächsten Schritt unseren gruppenweiten CCF, um dann schließlich ab 2021 sämtliche CO₂-Emissionen, die durch unser Wirtschaften entstehen, zu kompensieren.

Was heißt denn CO2-Fußabdruck konkret und wo entstehen durch Ihr Wirtschaften überall Emissionen?

Das ist eine etwas komplexere Thematik. Wir haben uns bei unseren Berechnungen an dem "Greenhouse Gas Protocol" orientiert, das ist ein international anerkannter Standard. Nach diesem wird der CO₂-Fußabdruck, also alle ausgestoßenen CO₂- Emissionen, in drei Klassen eingeteilt: Scope 1, Scope 2 und Scope 3. Unterschieden werden beispielsweise direkte Emissionen aus Fuhrpark oder Heizung und indirekte Emissionen, die bei Warenbezug oder Geschäftsreisen entstehen. Bei CHG-MERIDIAN berücksichtigen wir, zusätzlich zu Scope 1 und 2, alle unternehmensbezogenen Emissionen aus Scope 3, weshalb wir bei unserem Ziel der Klimaneutralität von "Unternehmensemissionen" sprechen. Die jeweiligen Daten haben wir gemeinsam mit einem unabhängigen Umweltinstitut erhoben, analysiert und schließlich sogar durch ausgewiesene, externe Experten überprüfen lassen.

How to become climate neutral | CHG-MERIDIAN

Innerhalb von Scope 3 gibt es Emissionskategorien, welche sich auf das Unternehmen im Allgemeinen (z.B. der Pendelverkehr der Mitarbeiter:innen) oder auf die Produkte beziehen (z.B. Nutzung von verleasten Sachanlagen). Da die Produktauswahl in den allermeisten Fällen durch die Kund:innen selbst vorgenommen wird, haben wir hier nur einen geringen Einfluss und lassen deshalb die produktbezogenen Emissionen (Product Lifecycle Emissions) bei unserer CCF-Berechnung außen vor.

Das klingt sehr komplex und auch arbeitsintensiv…

Das war es auch und ist es noch. Aber wir wollen einfach sichergehen, dass wir hier alles richtig machen und unsere Maßnahmen auch Hand und Fuß haben.

Und wie will CHG-MERIDIAN nun klimaneutral werden?

Grundsätzlich gilt die Devise: vermeiden als oberstes Ziel, dann reduzieren und schließlich kompensieren. Wir haben uns hierbei für einen „quick“ Start entschieden und wollen unsere Klimaneutralität zunächst durch Kompensationszahlungen in Klimaschutzprojekte, welche durch international anerkannte Standards zertifiziert sind, erreichen. Mit unserem Produkt carbonZER0 haben wir hier schon Erfahrungen gesammelt und einen starken internationalen Partner an der Seite. Mittelfristig schwebt mir vor, dass wir auch durch regionale oder vielleicht sogar eigene CHG-MERIDIAN Klimaschutzprojekte unseren CO₂-Fußabdruck ausgleichen. Parallel dazu möchten wir jedoch auch schon jetzt Reduktionsmaßnahmen auf den Weg bringen, um unsere realen Emissionen Stück für Stück zu verringern und langfristig bestenfalls zu vermeiden. Es werden jedoch immer einige unvermeidbare Emissionen übrig bleiben, welche wir dann kompensieren müssen.

Unkompliziert wird das sicher nicht, denn Sie schalten ja nicht einfach das Licht aus oder werden sämtliche Dienstreisen streichen…

Ganz genau, …[lacht] ... hier steckt der Teufel wirklich im Detail. Wichtig ist mir deswegen, alles transparent darzustellen und ganz klar zu unterstreichen: Es ist ein kontinuierlicher Prozess, zu dem jede:r im Unternehmen und in unserem Umfeld einen Beitrag leisten kann.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Steybe.

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